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Wenn der Po juckt: Was du als Elternteil über Madenwürmer wissen solltest

  • Autorenbild: Johanna
    Johanna
  • vor 4 Tagen
  • 7 Min. Lesezeit

Der Gedanke an kleine Würmer im Darm ist unangenehm, das ist ganz normal. Madenwürmer (Enterobius vermicularis) sind bei Kindern weit verbreitet und lassen sich gut behandeln. Mit dem richtigen Wissen kannst du dein Kind wirksam behandeln und eine erneute Ansteckungen verhindern.


Eine Infektion mit Madenwürmern ist keine Frage mangelnder Hygiene. Die Eier sind allgegenwärtig, vor allem in Gemeinschaftseinrichtungen. Offener Umgang, sachliche Information und konsequentes Handeln helfen deinem Kind und eurer Familie, schnell wieder Ruhe und Schlaf zu finden.




©Mylittlesprout
©Mylittlesprout


  1. Was sind Madenwürmer?

Madenwürmer sind weisse, fadenförmige Rundwürmer von etwa 0,5 bis 1 cm Länge. Sie leben ausschließlich im Dickdarm des Menschen. Nachts wandern die fertilen Weibchen zum After und legen dort ihre Eier ab. Genau das verursacht den typischen Juckreiz rund um den Po.



  • Weltweit sind mehr als eine Milliarde Menschen befallen.

  • In Europa stecken sich rund 20% der Kindergarten- und Grundschulkinder an.

  • In Deutschland zeigen Studien Befallraten von 2 bis 30 Prozent, je nach Region.



    Am häufigsten sind Kinder im Alter von 4 - 11 Jahren betroffen, hier sind Nägelkauen, und unkontrollierte Anal-Finger-Mund-Kontakte wichtige Risikofaktoren.



  1. Wie steckt man sich an?

Madenwürmer verbreiten sich durch fäkal-orale Schmierinfektion:


  • Kratzt sich dein Kind am Po, gelangen winzige Eier unter die Fingernägel.

  • Die Eier sind robust und überleben bis zu drei Wochen auf Oberflächen wie Bettwäsche, Spielzeug oder Türklinken.

  • Werden sie über die Hände wieder in den Mund befördert, beginnt der Zyklus von vorn.

  • Kinder können sich selbst immer wieder neu anstecken, man spricht von Autoinfektion.

  • Besonders in Kitas, Schulen oder größeren Familienhaushalten verbreiten sich Madenwürmer rasch.



  1. Können sich Eltern anstecken?

Ja, auch Erwachsene können sich anstecken, vor allem bei engem Kontakt im Alltag. Besonders betroffen sind Eltern, Geschwister oder Erzieher*innen. Bei Erwachsenen verläuft eine Infektion oft symptomarm.



  1. Symptome - Wie merkst du, dass dein Kind Madenwürmer hat?

Der wichtigste Hinweis ist nächtlicher Juckreiz am After. Weitere Anzeichen können sein:


  • Unruhiger Schlaf und morgendliche Müdigkeit

  • Bauchschmerzen, Blä­hungen, Übelkeit oder Verstopfung

  • Zähneknirschen und gelegentlich Bettnässen

  • Sichtbare, weiße Würmer in Unterwäsche oder Stuhlgang



  1. Was passiert im Körper?

  1. Aufnahme der Eier im Mund und Schlucken

  2. Die Eier schlüpfen im Dünndarm

  3. Wanderung der Larven in den Dickdarm, wo sie sich weiterentwickeln

  4. Nach etwa vier Wochen geschlechtsreif, Weibchen wandern nachts an den After

  5. Eiablage und anschließender Absterbens des Weibchens

  6. Zyklus von vorn bei neuer Aufnahme der Eier



In seltenen Fällen können Würmer auch in den Genitalbereich oder darüber hinaus wandern, das bleibt aber die Ausnahme.



  1. Wie werden Madenwürmer nachgewiesen?

Das Entdecken der Würmer ist der beste Nachweis, ansonsten richten sich die meisten Ärzte an die Symptome.


Der sicherste Nachweis, aber nur noch selten durchgeführt, ist der sogenannten Klebestreifen-Test. Dabei wird morgens, noch vor dem Waschen oder Toilettengang, ein durchsichtiges Klebeband auf die Haut um den After gedrückt und anschließend im Labor unter dem Mikroskop untersucht. Da die Eiablage nicht täglich erfolgt, wird empfohlen, den Test an drei aufeinanderfolgenden Tagen durchzuführen. Die Sensitivität steigt dadurch auf über 90 Prozent. Stuhlproben sind hingegen meist nicht geeignet.



  1. Wann solltest Du euren Kinderarztpraxis kontaktieren?

Bei sicherem Nachweis, also gesichteten Würmern, wird empfohlen dies medikamentös zu behandeln. Dein Kind muss in den meisten Fällen aber nicht in der Kinderarztpraxis vorstellig werden. Dies hängt von den Symptomen ab, und wie eure Praxis in diesem Fall vorgeht. Am besten einmal kontaktieren, Situation schildern und besprechen.  Die Praxis kann euch, meist direkt am Tresen, ein Rezept für Wurmmittel ausstellen, und euch beraten.



Es gibt auch rezeptfrei Mittel in der Apotheke, allerdings wirken diese nur auf die Würmer, nicht auf die Eier. Siehe 9. Behandlung.



Der Kontakt zur Kinderarztpraxis ist sinnvoll bei:

  • nächtlichem Juckreiz am After

  • sichtbaren Würmern im Stuhl oder an der Unterwäsche

  • anhaltenden Beschwerden trotz Behandlung



  1. Was passiert, wenn man Madenwürmer nicht behandelt?

Unbehandelt können sich Madenwürmer über Wochen und Monate im Darm vermehren. Besonders bei Kindern die häufig die Finger in den Mund stecken kann so ein dauerhafter Kreislauf entstehen. In der Regel kommt es dabei aber nicht zu gefährlichen gesundheitlichen Folgen. Die Symptome können jedoch sehr unangenehm werden und das Familienleben erheblich belasten.



Deshalb gilt: Auch wenn Madenwürmer medizinisch nicht bedrohlich sind, ist es sinnvoll, die Infektion zügig zu behandeln, nicht nur zur Linderung der Beschwerden, sondern auch um eine Ansteckung im Familien- oder Gruppenalltag und Reinfektionen zu vermeiden.



  1. Behandlung

Für die Behandlung von Madenwürmern gibt es in Deutschland bisher keine Leitlinie oder Standards an die sich die Ärzte halten können. Aber es gibt Empfehlungen zum Beispiel von der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie. Die Auswahl der Medikamente beruht auf langjähriger Erfahrung in der klinischen Praxis, wobei die Datenlage begrenzt ist. Viele Empfehlungen stammen aus älteren Studien mit kleinen Fallzahlen. Zwar zeigen neuere Daten eine hohe Wirksamkeit von Mebendazol und Co., jedoch fehlen oft große, randomisierte Studien speziell bei Kindern.



Das bedeutet: Die Behandlung orientiert sich an Erfahrungswerten, Empfehlungen und Plausibilität. Das macht sie nicht weniger sinnvoll, aber Eltern sollten wissen, dass dadurch unterschiedliche Empfehlungen ausgesprochen werden, z.B auch was die Medikamentendosis angeht. Hersteller der Medikamente mit Mebendazol (z.B. Vermox) empfehlen an drei Tag je 2xTabletten zu nehmen. Laut der Deutschen Gesellschaft für pädiatrische Infektionlogie reicht hier im Gesamten eine Tablette aus.



Fazit: Die Forschung in diesem Bereich hat Nachholbedarf. Die Kombination aus bewährter Medikation und konsequenter Hygiene ist aktuell der beste Weg. Nicht der initiale Therapieerfolg ist die Herausforderung, sondern die Vermeidung von erneuten Infektionen.



1. Medikamentöse Behandlung

Häufig eingesetzte Mittel sind:

  • Mebendazol (z. B. Vermox). Ab 2 Jahren. Das Medikament ist Rezeptpflichtig. Wirkt gegen den ausgewachsenen Wurm & sowie die Eier (ovozid). 1x 100mg.

  • Pyrviniumembonat (z. B. Molevac). Ab 4 Monate. Rezeptfrei. Wirkt nicht ovozid, nur gegen ausgewachsene Würmer. Kann den Stuhl verfärben. Dosis wird anhand des Körpergewichts ausgerechnet.



Die zweite Einnahme nach 14 Tagen wird in der Regel immer empfohlen, und zwar aus einem klaren Grund: Wenn nach der ersten Einnahme noch Eier im Körper oder in der Umgebung vorhanden sind, können daraus in den folgenden Tagen neue Würmer schlüpfen, und die Infektion beginnt von vorn.



Daher wird standardmäßig empfohlen:

  • 1. Einnahme: beseitigt die erwachsenen Würmer

  • 2. Einnahme nach 14 Tagen: beseitigt die neu geschlüpften Würmer, bevor sie wieder Eier legen können



Bei hartnäckigem oder erneutem Befall - Kontaktiere deine Arztpraxis

  • Einsatz eines Pulsschemas mit Mebendazol:

    • 100 mg alle zwei Wochen über 16 Wochen

    • auch bei Haushaltsmitgliedern ohne Symptome empfohlen

    • Ziel: Unterbrechung des Infektionszyklus


    Diese Strategie wird v. a. bei rezidivierenden Infektionen trotz Hygiene und mehrmaliger Standardbehandlung empfohlen (Wendt et al., 2019).



2. Begleitende Hygienemaßnahmen

Ohne konsequente Hygiene kehren Madenwürmer oft zurück. Fachliteratur spricht von Rückfallquoten von bis zu 75 Prozent, wenn nur medikamentös behandelt wird. Folgende Maßnahmen sind empfohlen:



  • Morgens duschen oder Po mit warmem Wasser waschen

  • Unterwäsche, Schlafkleidung und Bettwäsche täglich wechseln und bei mindestens 60 Grad waschen

  • Nägel kurz schneiden und regelmäßig reinigen

  • Hände gründlich waschen, besonders nach dem Toilettengang und vor dem Essen

  • Kuscheltiere regelmäßig waschen

  • Böden, Toiletten, Lichtschalter und Türklinken regelmäßig feucht wischen und staubsaugen

  • Bettwäsche und Kleidung nicht ausschütteln

  • Wenn Möglich kein gemeinsames Schlafen im Bett, bis die Behandlung abgeschlossen ist

  • Alle Haushaltsmitglieder einbeziehen



Besonders wichtig ist die Hygiene in der ersten Woche nach Medikamenteneinnahme, in dieser Zeit ist das Risiko für Reinfektionen am höchsten.



  1. Warum sollte die Familie mitbehandelt werden?

Madenwürmer verbreiten sich sehr schnell, gerade wenn man eng zusammenwohnt. Die winzigen Eier haften leicht: an gemeinsam benutzten Toiletten, in Bettwäsche, auf Kleidung oder Spielzeug – und vor allem an den Händen, zum Beispiel durch Nägelkauen oder unbewusstes Berühren des Pos.


Auch wenn nicht alle Familienmitglieder jucken oder Beschwerden haben, können sie schon infiziert sein oder es bald werden. Behandelst du nur dein Kind, bleiben Geschwister oder Eltern oft unbemerkt als Verbreiter aktiv – und das Kind infiziert sich immer wieder neu.


Fachstudien zeigen, dass ohne gleichzeitige Behandlung und konsequente Hygiene bis zu drei Viertel aller Familienmitglieder einen Rueckfall erleben.


Deshalb gilt: Behandle immer alle engen Kontaktpersonen gleichzeitig, also Eltern, Geschwister und Betreuungspersonen – auch wenn niemand Symptome zeigt. So unterbrichst du den Infektionskreislauf, schützt die ganze Familie und sorgst dafür, dass die Behandlung nachhaltig wirkt.



  1. Wie lange dauert es, bis die Infektion weg ist?

Mit der richtigen Kombination aus Behandlung und Hygiene verschwinden die Beschwerden meist innerhalb weniger Tage. Trotzdem sollte die Hygieneroutine mindestens zwei Wochen beibehalten werden, solange können Eier überleben.


Ein Kontrolluntersuchung in der Kinderarztpraxis ist in der Regel nicht erforderlich, außer bei hartnäckigen Verläufen oder Rückfällen. Wenn nach zwei Behandlungszyklen weiterhin Symptome bestehen, ist eine Rücksprache mit der Kinderärztin oder dem Kinderarzt sinnvoll.



  1. Muss mein Kind zu Hause bleiben?

In der Regel nicht. Kinder dürfen mit Madenwürmern weiter in die Kita oder Schule gehen, wenn die Behandlung begonnen hat, Hygienemaßnahmen durchgeführt werden und keine anderen Beschwerden wie Fieber oder Durchfall bestehen. Laut Infektionsschutzgesetz besteht keine Meldepflicht, aber ein respektvoller Umgang mit der Situation ist wichtig, um andere Familien zu schützen.



  1. Weiteres Wissen: Wurmerkrankungen im Überblick

Neben Madenwürmern gibt es weitere Wurmerkrankungen, die den Menschen befallen können:

  • Spulwürmer (Askariasis): Über verunreinigte Erde oder Lebensmittel, typisch in tropischen Regionen. Können groß werden und zu Bauchschmerzen oder Darmverschluss führen.

  • Peitschenwürmer (Trichuriasis): Seltener in Europa. Bei starkem Befall möglich: Durchfall, Bauchkrämpfe, Blut im Stuhl.

  • Hakenwürmer (Ankylostomiasis): Dringen über die Haut ein, z. B. beim Barfußlaufen. Können Blutarmut verursachen.

  • Zwergfadenwürmer (Strongyloidiasis): In tropischen Regionen verbreitet. Gefährlich bei geschwächtem Immunsystem.

  • Bandwürmer (Taeniasis): Über rohes oder unzureichend gegartes Fleisch. Je nach Art auch gefährliche Komplikationen wie Zystenbildung im Gehirn (bei Schweinebandwurm).








Stand: 06/2025

Ressourcen:


Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie e.V. (DGPI) et al.: 2018

DGPI Handbuch. Teil 4 Erregerbezogene Krankheiten. 67 Enterobiasis.

DOI: 10.1055/b-0038-151170


Wendt S, Trawinski H, Schubert S, Rodloff AC, Mössner J, Lübbert C. Diagnostik und Therapie des Madenwurmbefalls. Deutsches Ärzteblatt. 2019; 116(13): 213–219. DOI: 10.3238/arztebl.2019.0213






Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Parasites - Enterobiasis (also known as Pinworm Infection). 2020.


Rawla P, Sharma S. Enterobius Vermicularis. In: StatPearls. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2021.



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