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RSV bei Babys: aktuelle Infos und wie du dein Baby schützen kannst

  • Autorenbild: Johanna
    Johanna
  • 6. Okt.
  • 7 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 7. Okt.

Das Respiratorische Synzytial-Virus, kurz RSV, ist einer der häufigsten Erreger von Atemwegsinfektionen im Kindesalter. In Deutschland tritt RSV vor allem in den Wintermonaten zwischen Oktober und März auf. Fast alle Kinder machen in den ersten beiden Lebensjahren mindestens eine RSV-Infektion durch.


Während ältere Kinder und Erwachsene meist nur leichte Symptome wie bei einer Erkältung zeigen, kann es für Säuglinge insbesondere in den ersten sechs Lebensmonaten und Kinder mit Vorerkrankungen zu schweren RSV-Erkrankungen mit Bronchiolitis oder Lungenentzündung kommen.


Es ist ganz natürlich, als Eltern besorgt zu sein. Es ist wichtig zu wissen, dass sich die meisten Babys vollständig erholen, zudem gibt es wirksame Maßnahmen, die die Genesung unterstützen.



RSV Baby

© Mylittlesprout



  1. Übertragung und Verlauf


  • RSV wird durch Tröpfchen beim Husten und Niesen, aber auch durch direkten Kontakt über Hände oder Gegenstände übertragen.

  • Die Inkubationszeit liegt bei zwei bis acht Tagen.

  • Erkrankte sind in der Regel drei bis acht Tage ansteckend. Bei kleinen Kindern kann die Ansteckungsfähigkeit sogar bis zu vier Wochen dauern. Das Kind ist wieder gesund, aber trotzdem kann es noch RSV-Viren über Husten, Niesen oder Nasensekret weitergeben.



  1. Warum ist RSV für Babys gefährlich und was sind die typischen Symptome


Eine Infektion dauert meist nur wenige Tage, kann sich aber auch über mehrere Wochen ziehen.


  • Fieber

  • verstopfte oder laufende Nase

  • Husten

  • Halsschmerzen

  • Atemnot mit schneller Atmung, Einziehungen zwischen den Rippen oder unterhalb des Brustbeins

  • Trink- und Saugprobleme

  • in schweren Fällen Blässe oder bläuliche Verfärbungen der Haut und Lippen (Zyanose)



Für kleine Babys kann eine RSV Infektion schwer verlaufen, aufgrund von:


  • Enge Atemwege: Schon kleine Mengen Schleim können Babys beim Atmen stark einschränken.

  • Unreifes Immunsystem: Säuglinge können Viren noch nicht so effektiv bekämpfen.

  • Schnelle Verschlechterung: Aus einem Schnupfen und pulmonalem Sekret kann innerhalb weniger Stunden Atemnot werden.


Bei schweren Verläufen kann langfristig eine Überempfindlichkeit der Bronchien zurückbleiben.



  1. Behandlung von RSV bei Babys


Eine spezielle Therapie, die das RSV-Virus direkt bekämpft, gibt es derzeit nicht. Bisher ist die Behandlung von RSV vor allem unterstützend und konzentriert sich deshalb darauf, die Beschwerden zu lindern und das Kind zu unterstützen, bis die Infektion von selbst abklingt.


  • Schonung: Viel Ruhe, eine rauchfreie Umgebung und liebevolle Zuwendung unterstützen die Genesung.

  • Fiebersenkung: Fieber kann bei Bedarf mit fiebersenkenden Medikamenten (wie Paracetamol, nach Rücksprache mit der Ärztin oder dem Arzt) behandelt werden.

  • Flüssigkeit und Ernährung: Da viele Babys beim Trinken Probleme haben, ist es wichtig, auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Manchmal müssen Babys im Krankenhaus Infusionen oder Sondennahrung erhalten.

  • Sekretlösung: Kochsalzlösung für die Nase und regelmäßiges Absaugen können helfen, die Atmung zu erleichtern.

  • Nicht mehr geraten werden Feuchtinhalationen. Studien zeigen keinen Effekt. Dagegen kann eine Inhalation mit Medikamenten nach ärztlicher Verordnung helfen das Atmen zu erleichtern.

  • Atemunterstützung: Besonders schwere Verläufe erfordern manchmal eine stationäre Behandlung, die Gabe von Sauerstoff oder Intensivtherapie.

  • Antibiotika helfen bei RSV nicht, da es sich um ein Virus handelt. Sie werden nur dann eingesetzt, wenn zusätzlich eine bakterielle Infektion vorliegt.


Die meisten Kinder erholen sich innerhalb weniger Tage bis Wochen vollständig. Wichtig ist jedoch: Bei Anzeichen von Atemnot, bläulichen Lippen oder starker Trinkschwäche sollte sofort ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.



  1. Warum RSV so bedeutsam ist


RSV ist die häufigste Ursache für Krankenhausaufenthalte bei Säuglingen im Winter. Kinderkliniken erleben jedes Jahr starke Belastungen durch RSV-Wellen. Besonders gefährdet sind Babys unter sechs Monaten, Frühgeborene sowie Kinder mit Vorerkrankungen wie Herz- oder Lungenerkrankungen oder mit Immundefekten. Reinfektionen sind auch im späteren Leben möglich, verlaufen dann aber meist deutlich milder.



  1. Schutzmöglichkeiten: Empfehlung der STIKO


Eine klassische Impfung für Babys gibt es bisher nicht. Seit Juni 2024 steht jedoch die passive Immunisierung mit dem Antikörper Nirsevimab (Handelsname: Beyfortus) zur Verfügung.


Nirsevimab senkt das Risiko schwerer RSV-Erkrankungen bei Säuglingen um etwa 80 Prozent und schützt so effektiv vor Krankenhausaufenthalten und intensivmedizinischer Behandlung.

  • Dieser Antikörper wird einmalig wie eine Impfung gespritzt, und wirkt sofort.

  • Da kein Immungedächtnis gebildet wird, hält der Schutz nicht dauerhaft an, sondern nur für eine Saison.



Alle Säuglinge können in ihrer ersten RSV-Saison mit Nirsevimab geschützt werden:


  • Die RSV-Impfung in der Schwangerschaft wird aktuell nicht von der STIKO empfohlen, da noch weitere Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit im breiten Einsatz ausgewertet werden. Aber es gibt seit 2023 für Schwangere einen zugelassenen RSV-Impfstoff. Ziel ist es, dass die Mutter nach der Impfung Antikörper bildet, die über die Plazenta an das Kind weitergegeben werden. So erhält das Neugeborene einen sogenannten Nestschutz und ist in den ersten Lebensmonaten bereits mitgeschützt, weshalb dann keine zusätzliche Gabe von Beyfortus für den Säugling notwendig ist


  • Babys, die zwischen Oktober und März geboren werden, bekommen den Antikörper möglichst früh, oft direkt nach der Geburt, bei der Entlassung aus der Klinik oder im Rahmen der U2 (3.–10. Lebenstag).


  • Babys, die zwischen April und September geboren werden, erhalten die Gabe im Herbst (September bis November), bevor die Saison beginnt.


  • Wird die Gabe zu Beginn der Saison verpasst, sollte sie während der Saison nachgeholt werden.


  • Was gilt für Kinder außerhalb des Standard-Zeitfensters?

    Da die RSV-Saison von Jahr zu Jahr und regional unterschiedlich verläuft, wird bei Säuglingen bis zum ersten Geburtstag, die vor April geboren wurden und noch keine Prophylaxe erhalten haben, individuell entschieden. Die Kostenübernahme durch die Krankenkasse spielt hier eine wichtige Rolle. Deshalb sollten Eltern unbedingt frühzeitig Rücksprache mit der Krankenkasse halten, um den individuellen Anspruch auf die RSV-Prophylaxe zu klären.



Dosierung:

  • 50 mg für Säuglinge unter 5 kg

  • 100 mg für Säuglinge ab 5 kg

  • In der Regel reicht eine einmalige Gabe pro Saison aus.

  • Für Risikokinder (zum Beispiel Frühgeborene, Kinder mit Herz- oder Lungenerkrankungen, Trisomie 21, neuromuskulären Erkrankungen oder Immundefekten) kann eine weitere Dosis in einer zweiten Saison sinnvoll sein.



  1. Kosten und Erstattung


Eine Dosis Beyfortus kostet derzeit etwa 450 Euro, unabhängig davon, ob es sich um 50 mg oder 100 mg handelt (Stand Oktober 2025). Hinzu kommt dann noch die Arztleistung.


  • Gesetzlich Versicherte (GKV):

    Seit 13. September 2024 haben Säuglinge bis zum Ende ihres ersten Lebensjahres Anspruch auf die RSV-Prophylaxe. Die Kosten für das Präparat und die ärztliche Leistung werden übernommen, es entstehen keine zusätzlichen Kosten für Eltern.


  • Privat Versicherte (PKV):

    Grundsätzlich übernehmen private Krankenversicherungen die RSV-Prophylaxe, die Bedingungen hängen aber vom Tarif ab. Eltern sollten daher vorab Rücksprache halten. Zwei Abläufe sind möglich:

    1. Die Kinderarztpraxis beschafft Beyfortus direkt und rechnet ab.

    2. Es wird ein Privatrezept ausgestellt, Eltern holen die Dosis in der Apotheke (ca. 450 Euro) und reichen Apothekenbeleg sowie Arztrechnung bei der PKV ein. Zusätzlich können ärztliche Leistungen nach GOÄ berechnet werden.



  1. Was Eltern beachten sollten


  • Frühzeitig informieren und den Zeitpunkt der Gabe rechtzeitig planen; dieser hängt vom Geburtsmonat ab.

  • Bei Unsicherheiten die Krankenkasse oder private Versicherung rechtzeitig ansprechen.

  • Weitere Schutzmaßnahmen beachten: gute Händehygiene, keinen Kontakt zu Erkrankten, rauchfreie Umgebung, Menschenansammlungen vermeiden.

  • Symptome ernst nehmen: Atemnot, schnelle Atmung, Trinkprobleme oder blaue Lippen sind ein Notfall und erfordern sofort ärztliche Hilfe.



  1. Spannendes aus Studien: Wie wirksam ist Nirsevimab wirklich?


Klinische Studien bestätigen, wie wirksam Nirsevimab Säuglinge vor schweren RSV-Erkrankungen schützen kann.


  • Frankreich: In einer sehr grossen Studie mit über 82.000 Säuglingen konnte Nirsevimab das Risiko einer Krankenhausaufnahme wegen RSV um 65 % senken. Auch schwere Verläufe wurden deutlich reduziert: Aufnahmen auf die Intensivstation um 74 %, Fälle mit Beatmung oder Sauerstoffbedarf um 66–67 % (Jabagi et al., 2025).


  • Spanien (Navarra): Hier zeigte sich eine Wirksamkeit von 88,7 % bei der Verhinderung von PCR-bestätigten RSV-Aufnahmen (Ezpeleta et al., 2024).


  • Spanien (Katalonien): RSV-bedingte Krankenhausaufenthalte gingen um 74 % zurück, Intensivaufnahmen sogar um 85 % (Perramon-Malavez et al., 2025).


  • Spanien (Madrid): In einer weiteren grossen Kohortenstudie lag die Wirksamkeit bei 93,6 % gegen Krankenhausaufnahmen und 94,4 % gegen Intensivaufnahmen – wobei der Schutz im Verlauf der Saison etwas nachliess (Barbas del Buey et al., 2024).



Auch systematische Übersichtsarbeiten und Metaanalysen bestätigen diese Ergebnisse:


  • Frühgeborene profitierten von einer deutlichen Risikoreduktion für RSV-Infektionen, die medizinische Behandlung erforderten (Odds Ratio 0,25) sowie für Krankenhausaufnahmen (OR 0,27) (Wang et al., 2025).


  • Eine Übersicht aus mehreren Ländern mit über 11.000 Kindern zeigte ebenfalls eine klare Verringerung von RSV-bedingten Erkrankungen und Klinikeinweisungen (Tanashat et al., 2025).


  • Die bisher größte Analyse von 32 Real-World-Studien belegte, dass Nirsevimab das Risiko einer RSV-bedingten Hospitalisierung insgesamt um 83 % senkt (Sumsuzzman et al., 2025).



Fazit


RSV ist eine häufige, aber potenziell gefährliche Atemwegsinfektion im Kindesalter. Mit der Einführung von Nirsevimab steht seit 2024 ein wirksamer Schutz für alle Babys in ihrer ersten RSV-Saison zur Verfügung. Nirsevimab hat nicht nur in klinischen Studien überzeugt, sondern auch im Alltag von Kinderkliniken weltweit seine hohe Wirksamkeit gezeigt. Für Eltern bedeutet das: Mit dieser neuen Prophylaxe kann das Risiko schwerer RSV-Erkrankungen bei Babys erheblich gesenkt werden.






Stand: 10/2025

Quellen/ Ressourcen:

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