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Wenn Kinder Kopfschmerzen haben

  • Autorenbild: Johanna
    Johanna
  • 3. Sept.
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 3 Tagen


Viele Eltern sind überrascht, wenn ihr Kind schon früh über Kopfschmerzen klagt. Doch tatsächlich sind Kopfschmerzen im Kindesalter weit verbreitet, und sie haben oft eine unterschätzte Bedeutung für den Alltag, die schulische Leistungsfähigkeit und das emotionale Wohlbefinden. Im Folgenden erhältst du einen Überblick zum Thema Kopfschmerzen.



Kopfschmerzen bei Kindern
© Wix

Häufigkeit


Schon im Vorschulalter treten Kopfschmerzen auf, mit einem starken Anstieg im Schulalter und einer sehr hohen Belastung in der Jugend.


  • Vorschulalter: ca. 10,3 % betroffen (Cavestro et al., 2014).

  • Grundschulkinder: ca. 31,4 % - 37.5% mit Kopfschmerzen, häufig mit Bauchschmerzen und familiärer Vorbelastung (Cavestro et al., 2014; Park et al., 2024; Jo et al., 2024)

  • Teenager: Starker Anstieg seit 1990. Fast 50 % der Mädchen und 33 % der Jungen berichten über regelmäßige Kopfschmerzen (Krause et al., 2019). Anstieg bis auf 41,4% - 63,6 % (Aromaa et al., 2000; Lu et al., 2025).

  • Weltweit: Migräne und Spannungskopfschmerzen machen rund 37,5 % der Kopfschmerzfälle bei Kindern und Jugendlichen aus (Leonardi et al., 2020; Onofri et al., 2023).



Ursachen und Auslöser von Kopfschmerzen bei Kindern


Die Gründe für Kopfschmerzen bleiben oft unentdeckt, sind vielfältig und reichen von harmlosen Auslösern bis hin zu ernsthaften Erkrankungen. Wichtige Kategorien sind:


  • Körperliche Faktoren: Schlafmangel, unregelmäßige Mahlzeiten, Geringe Trinkmenge, körperliche Überanstrengung, falsche Körperhaltung, längere Bildschirmzeiten, Bluthochdruck, Fehlhaltungen durch langes Sitzen, Zahnwachstum

  • Psychische Belastungen: Stress, Ängste, Überforderung in Schule oder Familie, Mobbing

  • Sekundäre Ursachen: Infekte (z. B. Erkältungen, Nasennebenhöhlenentzündungen), Kopfverletzungen, Zahn- oder Kieferprobleme, Fehlsichtigkeit oder selten ernstere Erkrankungen wie eine Hirnhautentzündung

  • Äußere Reize: Lärm, grelles Licht, schlechte Luft, Hitze



Arten von Kopfschmerzen


  1. Man unterscheidet primäre Kopfschmerzen, wie Migräne oder Spannungskopfschmerz, die eigenständig auftreten. Besonders bei Jugendlichen sind primäre Kopfschmerzen häufig.


    1. Migräne bei Kindern ist die häufigste Diagnose unter den primären Kopfschmerzen in der Neuropädiatrie. Etwa jedes zehnte Kind ist betroffen. Typische Merkmale sind:


  • mittelstarke bis starke, pulsierende Schmerzen, oft beidseitig,

  • Dauer meist zwischen 1 und 48 Stunden,

  • Begleitsymptome wie Übelkeit, Erbrechen, Licht- oder  Geräuschempfindlichkeit, manchmal auch Bauchschmerzen.

  • Verstärkung durch Bewegung,


  • Eine frühzeitige Diagnose ist wichtig, um gemeinsam mit Arzt und Familie geeignete Maßnahmen zu finden.


b. Spannungskopfschmerz bei Kindern ist meist weniger einschränkend als Migräne, kann sie bei häufigerem Auftreten die Lebensqualität deutlich beeinträchtigen. Typisch sind:


  • dumpf-drückende Schmerzen („wie ein fester Helm“),

  • meist beidseitig,

  • leicht bis mittelstark,

  • keine Verstärkung durch Bewegung,

  • häufig begleitet von Verspannungen im Nacken-Schulter-Bereich.

Auslöser sind oft Müdigkeit, Stress, Bewegungsmangel oder zu viel Bildschirmzeit.



  1. Sekundäre Kopfschmerzen sind die Folge einer anderen Ursache, zum Beispiel einer Erkältung, Sehschwäche, Gehirnerschütterung oder Verletzung der Halswirbelsäule. Sekundäre Kopfschmerzen treten deutlich häufiger im Vorschulalter auf.



Was hilft gegen Kopfschmerzen


Eltern können viel dazu beitragen, das Risiko von Kopfschmerzen zu senken und akute Phasen zu erleichtern. An den oben genannten Auslösern kann man gut ansetzen. Wenn diese reduziert werden, können viele Fälle von Kopfschmerzen reduziert werden.


  • Regelmäßigkeit im Alltag: Geregelte Schlafenszeiten, gesunde Ernährung zu festen Zeiten und ausreichende Pausen wirken vorbeugend.


  • Bewegung: regelmäßiger Sport und aktive Pausen fördern Durchblutung, senken Stress und beugen Verspannungen vor. (Hilft generell, aber nicht in der akuten Migräneattacke)


  • Bildschirmzeit begrenzen: Regelmäßige Pausen entlasten Gehirn, Augen, Nacken und senken das Stresslevel.


  • Entspannung und Rückzug: Abgedunkelte Räume, Wärmekissen, kühle Tücher, Atemübungen oder Pfefferminzöl 10% auf die Schläfe können wohltuend sein.


  • Ernährung und Flüssigkeit: Viel trinken und ausgewogen essen schützen vor Dehydratation und Blutzuckerschwankungen.


  • Kopfschmerztagebuch führen: Notiere Schlafzeiten, Ernährung, Stressfaktoren, mögliche Auslöser und die Dauer der Beschwerden. So lassen sich Muster leichter erkennen. Ist dein Kind schon alt genug, kann es das Tagebuch selbst führen – das stärkt auch sein eigenes Bewusstsein. Bei jüngeren Kindern gilt: nicht ständig aktiv nachfragen, sondern aufmerksam zuhören und abwarten, was das Kind von sich aus erzählt.


Bei wiederholten Attacken oder starken Einschränkungen können in Rücksprache mit dem Kinderarzt auch Medikamente wie Paracetamol oder Ibuprofen (niemals ASS bei Kindern) eingesetzt werden.



Wann solltest du mit deinem Kind zum Arzt?


Viele Kopfschmerzen lassen sich mit Ruhe, Flüssigkeit und Schlaf lindern. Es gibt aber Warnzeichen, die eine ärztliche Abklärung erfordern:


  • Plötzlich auftretender, sehr starker Kopfschmerz („Donnerschlagkopfschmerz“).

  • Schmerzen, die länger als drei Tage anhalten.

  • Neurologische Auffälligkeiten wie Lähmungen, Gangunsicherheit, Sprach- oder Sehstörungen, Krampfanfälle.

  • Begleitendes Fieber, Nackensteife, Hautausschlag oder ausgeprägter Krankheitsdruck.

  • Kopfschmerzen nach einer Kopfverletzung, besonders mit Erbrechen oder Bewusstseinsstörungen.

  • Wiederholte nächtliche Kopfschmerzen oder morgendliches Erbrechen.

  • Zunehmende Häufigkeit oder Intensität trotz Maßnahmen zu Hause.


Faustregel: Wenn Kopfschmerzen regelmäßig den Alltag deines Kindes einschränken oder dein Bauchgefühl dich warnt, lass dein Kind ärztlich untersuchen.



Was passiert beim Kinderarzt?


Der Kinderarzt wird zuerst ein ausführliches Gespräch mit dir und deinem Kind führen. Dabei geht es um Häufigkeit, Dauer, Auslöser, Begleitsymptome und die Familienanamnese. Ein Kopfschmerztagebuch ist hier besonders wertvoll. Anschließend folgen eine körperliche Untersuchung, die Kontrolle von Augen, Zähnen, Kiefer und Haltung sowie eine kleine neurologische Untersuchung. Je nach Befund können weitere Fachärzte eingebunden werden, zum Beispiel Augenarzt, Orthopäde oder Psychotherapeut. In seltenen Fällen sind auch bildgebende Verfahren (MRT/CT) notwendig.



Fazit


Kopfschmerzen im Kindesalter sind häufig und vielschichtig. Sie entstehen durch ein Zusammenspiel von körperlichen, psychischen und umweltbedingten Faktoren. Eltern können ihr Kind unterstützen, indem sie aufmerksam beobachten, Alltagsstrukturen schaffen, Stress reduzieren und gesunde Routinen fördern.


Wichtig ist: Kopfschmerzen sind kein Bagatellthema. Mit der richtigen Begleitung lassen sie sich jedoch meist gut in den Griff bekommen.







Stand: 09/2025

Ressourcen


  • Aromaa, M., Rautava, P., Helenius, H., & Sillanpää, M. (2000). Prevalence and incidence of headaches in children: A nationwide 8-year follow-up study. Cephalalgia.

  • Cavestro, C., et al. (2014). Headache prevalence and related symptoms in preschool and school-age children. Journal of Headache and Pain.

  • Krause, T. G. et al. (2019). Kopfschmerzprävalenz bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland.

  • Leonardi, M. et al. (2020). Global burden of headache disorders in children and adolescents. The Journal of Headache and Pain.

  • Lu, G., et al. (2025).Global Burden of Disease 2021 study: Headache prevalence, incidence, and disability-adjusted life-years in children and adolescents. The Journal of Headache and Pain.

  • Nieswand, V. et al. (2020). Trends in pediatric headache prevalence and impact. Cephalalgia.

  • Asraf, H. et al. (2022). Pediatric migraine: risk factors and management. Frontiers in Neurology.

  • Onofri, A. et al. (2023). Pediatric headache disorders: clinical burden and treatment gaps. Children.


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