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Elternsein im Wandel: Von Erziehung zur Beziehung

  • Autorenbild: Johanna
    Johanna
  • vor 1 Tag
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 14 Stunden


Kinder entfalten sich dort am besten, wo sie Sicherheit, Zugehörigkeit und liebevolle Resonanz erfahren. Die moderne Entwicklungspsychologie zeigt, dass stabile Bindungen die Grundlage für emotionale Regulation, Resilienz, Empathie und Selbstmitgefühl bilden. So entsteht ein tragfähiges emotionales Fundament, das Kinder innerlich stärkt.


Elternsein hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Gesellschaft, Familienbilder und Elternschaft befinden sich im Wandel. Und genau dieser Wandel prägt, wie wir heute Kinder begleiten.


  • Elternschaft wird heute zunehmend als Beziehung verstanden und nicht mehr als Kontrolle.

  • Eltern begleiten ihre Kinder nicht von oben herab, sondern im gemeinsamen Verstehen, Co-Regulieren und Wachsen.

  • Kinder gelten nicht als zu formende Objekte, sondern als eigenständige Persönlichkeiten mit eigenen Bedürfnissen, Gefühlen und einer Stimme, die gehört werden darf.


Diese Entwicklung stärkt Kinder nicht nur emotional, sondern auch neurobiologisch: Sicherheit und Feinfülligkeit fördern Selbstwirksamkeit und innere Stärke. Der Wandel hin zu mehr Nähe, Mitgefühl und Offenheit ist ein ermutigendes Zeichen dafür, dass Elternschaft heute bewusster, menschlicher und verbindungsorientierter gelebt wird.


In diesem Blog erfahrt ihr mehr über die neuesten Entwicklungen rund um moderne Elternschaft, Beziehungsgestaltung und darüber, warum Co-Regulation heute als einer der wichtigsten Schutzfaktoren für die psychische Gesundheit unserer Kinder gilt.



Erziehung Beziehung
© Mylittlesprout

Von Gehorsam zu Gleichwertigkeit


Viele heutige Eltern wurden selbst noch autoritär erzogen. Strenge, Disziplin und wenig Mitsprache waren lange selbstverständlich. Laut der Pronova BKK Familienstudie 2025 berichten 60 Prozent der Eltern, dass sie früher kaum in Entscheidungen einbezogen wurden.


Heute zeigt sich ein anderer Trend:

  • Mehr als die Hälfte der Eltern legt gemeinsam mit ihren Kindern  Regeln und Grenzen fest.

  • Gespräche ersetzen Strafen, und Aushandlung tritt an die Stelle von Anordnung, ein Wandel hin zu Kooperation, Verständnis und gegenseitiger Achtung.


Auch internationale Forschungen zeigen klar: Demokratische, nahbare und klare Erziehungsstile fördern bei Kindern Verantwortungsbewusstsein, eine bessere Emotionsregulation und soziale Kompetenzen.



Neue Werte: Verantwortung, Empathie und Selbstbestimmung


Familien leben heute in einer Welt mit mehr Sicherheit, psychologischem Wissen und besseren gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Dadurch können Eltern bewusster entscheiden, welche Werte sie weitergeben möchten. Während frühere Generationen oft durch Not, Mangel, Unsicherheit und den Fokus auf Funktion und Pflichterfüllung geprägt waren, stehen heute innere Stärke, Empathie und Selbstbestimmung stärker im Mittelpunkt.


Diese Veränderung ermöglicht einen neuen Blick:

  • Kinder werden nicht länger als zu formende Objekte betrachtet, sondern als eigenständige Persönlichkeiten mit Bedürfnissen, Gefühlen und echtem Mitspracherecht.

  • Besonders viele Eltern der jüngeren Generationen legen Wert darauf, dass ihre Kinder Freude, Leichtigkeit und Sinn erleben dürfen, gleichwertig mit Grenzen, Verantwortung und Sicherheit.

  • Erziehung bedeutet in diesem Kontext nicht Kontrolle, sondern Co-Regulation: Eltern helfen Kindern, Gefühle zu sortieren, Überforderung zu bewältigen und Schritt für Schritt innere Stabilität aufzubauen.


Studien zeigen, dass Kinder, die in einem Klima von Wertschätzung und emotionaler Sicherheit aufwachsen, resilienter sind, weniger Verhaltensprobleme entwickeln und langfristig sozial verbundener handeln. Entscheidungen entstehen dann nicht aus Angst vor Strafe, sondern aus innerer Überzeugung.


Aktuelle Trends belegen diesen Wertewandel auch gesellschaftlich: Eltern legen heute häufiger Wert auf Toleranz, Gleichheit und Nachhaltigkeit und möchten ihre Kinder zu weltoffenen, verantwortungsbewussten Menschen begleiten, die in einer komplexen Welt orientiert handeln können.


Auch Eltern selbst profitieren. Ein Erziehungsstil, der auf Dialog und Kooperation basiert, führt zu weniger Machtkämpfen und mehr Verbindung. Forschung zeigt, dass demokratisch-partizipative Erziehungsformen mit höherer Lebenszufriedenheit und stabileren Beziehungen einhergehen.

So wird Elternschaft heute zu einem gemeinsamen Entwicklungsprozess, Seite an Seite, mit Raum für Gefühle, Fehler, Lernen und Wachstum.



Eltern zwischen Idealen, Erwartungen und Erschöpfung


Elternsein heute ist bewusst, reflektiert und stark von Beziehung geprägt, und gleichzeitig herausfordernder denn je. Soziale Medien, ständige Vergleichsmöglichkeiten und ein Überangebot an Ratschlägen führen dazu, dass viele Eltern das Gefühl haben, ständig präsent, informiert und emotional stabil sein zu müssen. Der Anspruch, in allen Rollen gleichzeitig zu funktionieren, erzeugt Druck, der sich im Alltag spürbar zeigt.


Dieser Druck entsteht jedoch nicht nur von außen. Auch innere Erwartungen können belasten: der Wunsch, geduldig zu bleiben, alles im Griff zu haben und die perfekte Balance zwischen Arbeit, Haushalt und Familie zu finden. Viele Eltern möchten ihren Kindern das Beste ermöglichen und vergessen dabei, dass gut genug vollkommen ausreicht. Selbstkritik und Überforderung können so schnell zu Energiemangel und Erschöpfung führen.


Die Pronova BKK-Studie zeigt:

  • dass 60 Prozent der Eltern sich regelmäßig eine Pause wünschen, etwa die Hälfte regelmäßig an ihren Erziehungskompetenzen zweifelt und ein Großteil sich zeitweise erschöpft fühlt.

  • Besonders Mütter berichten von Überforderung und dem steten Spannungsfeld zwischen Ideal und Realität.

  • Zugleich wird offen über Belastung gesprochen, ein wichtiger Schritt hin zu mehr Bewusstheit und Unterstützung.


Die Forschung macht deutlich: Selbstmitgefühl schützt vor chronischem Stress und soziale Unterstützung aus Partnerschaft, Familie und Netzwerk wirkt als wirksamer Schutzfaktor für psychische Gesundheit.


Eltern, die sich selbst mit Freundlichkeit begegnen, sind entspannter, geduldiger und reagieren feinfühlig auf die Bedürfnisse ihrer Kinder. Kinder lernen durch Beziehung: Sie spüren, ob Eltern sich selbst verurteilen oder liebevoll annehmen. Diese Haltung prägt langfristig Selbstwert und innere Sicherheit.


Das Rollenverständnis wandelt sich: Schritt für Schritt


Auch die Rollenbilder in Familien verändern sich:

  • Väter übernehmen heute deutlich häufiger aktive Care-Arbeit, möchten Verantwortung mittragen und nicht nur unterstützen, sondern wirklich mitgestalten.

  • Gleichzeitig tragen Mütter weiterhin den großen Teil dieser Arbeit.

  • Doch eines ist klar sichtbar: Beide Eltern investieren zunehmend mehr Zeit in direkte Zuwendung, Spiel und emotionales Miteinander mit ihren Kindern.


Die Forschung belegt, dass präsente und emotional verfügbare Mütter und Väter einen wesentlichen Beitrag zur sozialen Kompetenz und emotionalen Stabilität von Kindern leisten.


Auch die Partnerschaft profitiert: gemeinsame Verantwortung entlastet, schafft Verständnis und fördert Verbundenheit. Dieser Wandel geschieht Schritt für Schritt. Jede bewusste Entscheidung für geteilte Care-Arbeit ist ein Beitrag zu einer gesünderen und gleichberechtigteren Familienkultur. Nicht perfekt und nicht von heute auf morgen, sondern im Alltag, in kleinen Momenten, in ehrlichen Gesprächen und im gemeinsamen Wachsen.




Die Generationen im Überblick


© Mylittlesprout



Fazit


Das Elternsein befindet sich im Wandel: weg von Kontrolle, hin zu Beziehung. Weg von starren Strukturen, hin zu gemeinsamer Entwicklung. Kinder brauchen Orientierung, Sicherheit und verlässliche Grenzen. Aber sie brauchen keine Perfektion und keine starre Kontrolle.


Sie brauchen Eltern, die mit ihnen wachsen. Wenn Eltern Verbindung, Empathie, Dialog und Selbstmitgefühl leben, entsteht ein emotional stabiles Fundament, das Kinder stark macht für eine komplexe Welt. Und Eltern dürfen dabei genauso lernen, Fehler machen, neu entscheiden, sich ausruhen und Unterstützung annehmen.


So wird Erziehung zu einem gemeinsamen Weg voller Nähe, Vertrauen und Entwicklung, für Kinder und Eltern.








Stand 11/2025

Ressourcen


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