Zeckenstich bei Kindern: Was Eltern wissen müssen und wie Du reagieren solltest
- Johanna
- 13. Mai
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 2 Tagen
Mit dem Frühling steigt das Risiko von Zeckenstichen, da Zecken nun wieder aktiver werden. Aufgrund der zunehmend milden Winter können Zecken in Deutschland mittlerweile das ganze Jahr über vorkommen und bei Temperaturen zwischen 4 - 8 °C aktiv werden. Ein Zeckenstich selbst ist in der Regel nicht schmerzhaft, doch da sich Zecken vom Blut anderer Tiere ernähren, können sie Krankheitserreger übertragen.
Hier erfahrt Ihr mehr über die potenziellen Risiken von Zeckenstichen, wie Du Zecken sicher entfernen kannst, wann Ihr einen Arzt aufsuchen solltet und welche praktischen Schritte Ihr zur wirksamen Vorbeugung unternehmen können.

© Unsplash Foto aufgenommen von Erik Karits
Auf der Suche nach einem Wirt reagieren Zecken auf drei Hauptreize : Bewegung, Wärme und Gerüche. Sie spüren Vibrationen, wenn sich ein Tier oder Mensch nähert, Körperwärme und nehmen Körpergeruch oder Schweiß wahr.
Mithilfe eines speziellen Sinnesorgans in ihren Vorderbeinen können sie sogar die Anwesenheit eines potenziellen Wirtes riechen.
Kommt ein Mensch oder Tier vorbei, strecken Zecken ihre Vorderbeine aus und klammern sich schnell mit winzigen Krallen fest.
Zecken nehmen Krankheitserreger während der Blutmahlzeit auf und speichern sie vor allem im Darm sowie in den Speicheldrüsen.
Bei einem Saugakt injiziert die Zecke ihren mit Pathogenen belasteten Speichel in kleinen Intervallen in den Wirt und saugt anschließend Blut auf.
Warum manche Menschen häufiger gestochen werden als andere, ist noch nicht vollständig geklärt.
Zeckenstiche bei Kindern - Tipps zur Zeckenentfernung und wann Ihr einen Arzt aufsuchen solltet
Wenn Du eine Zecke auf der Haut Deines Kindes findest, gilt zunächst: Ruhe bewahren . Die meisten Zeckenstiche sind harmlos, dennoch sollte die Zecke schnellstmöglich entfernt werden, um das Infektionsrisiko zu verringern. Das Risiko einer Übertragung von Krankheitserregern steigt mit der Dauer des saugens.
Biete Trost und Unterstützung, um die Beschwerden deines Kindes zu lindern.
Verwende eine Pinzette mit feiner Spitze, einen Zeckenzange oder eine Zeckenentfernungskarte.
Vermeide weit verbreitete Mythen wie die Verwendung von Öl oder Klebstoff, auch ein direktes Aufsprühen von Desinfektionsmittel, kann das Risiko einer Krankheitsübertragung erhöhen könnte.
Fasse die Zecke so nah wie möglich an der Haut am Kopf- und Mundteil fest an und ziehe dabei gerade und gleichmäßig, um zu vermeiden, dass Teile der Zecke zurückbleiben ( ohne sie zu verdrehen oder zu quetschen, da dies das Risiko einer Krankheitsübertragung erhöhen kann).
Desinfiziere die Stichstelle, Hände und Pinzette nach der Entfernung gründlich.
Eltern sollten außerdem Zeitpunkt und Ort eines Zeckenstichs notieren, falls später rote Flecken auf der Haut, Fieber, Kopfschmerzen oder grippeähnliche Symptome auftreten.
Nachdem Du eine Zecke entfernt hast, beobachte die Einstichstelle einige Wochen lang:
Sucht einen Arzt auf, wenn bei Deinem Kind Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Müdigkeit oder ein zunehmender roter Ausschlag um die Stichstelle herum, insbesondere wenn dieser sich kreisförmig ausbreitet (auch „Bullseye“-Ausschlag genannt) oder wenn sich die Stichstelle entzündet oder zu nässen beginnt.
Durch eine frühzeitige Erkennung und Behandlung können Komplikationen im Zusammenhang mit durch Zecken übertragenen Krankheiten verhindert werden.
Hilfe: "Zeckenkopf" steckt noch in der Haut
Manchmal kann es beim Entfernen einer Zecke passieren, dass ihre Mundwerkzeuge (oft fälschlicherweise als „Kopf“ bezeichnet) abreissen und in der Haut stecken bleiben. Dies kann passieren, wenn die Zecke zu schnell oder mit einer Drehbewegung herausgezogen wird.
Ist das gefährlich?
Kein Grund zur Panik. Die verbleibenden Mundwerkzeuge können keine Krankheiten wie Borreliose oder Frühsommer-Meningoenzephalitis übertragen, da sich diese Erreger vor allem im Körper und in den Speicheldrüsen der Zecke befinden, die mit dem Körper ausgeschieden werden.
Was solltest Du tun?
Nicht drücken oder quetschen
Sterile/ Saubere Pinzette/ Zeckenzange/ Zeckenkarte parat? Wenn du den kleinen Fremdkörper gut siehst, greif ihn vorsichtig und zieh ihn gerade heraus.
Wenn Du den Rest nicht problemlos entfernen kannst: lass es am besten in Ruhe. Die Haut stößt den Fremdkörper mit der Zeit auf natürliche Weise ab, ähnlich wie bei einem kleinen Splitter. Die Haut erneuert sich fortlaufend, sodass die Reste innerhalb von Tagen bis Wochen abgestoßen werden oder mit der obersten Hornschicht abgehen.
Desinfizieren & Beobachten: Halte den Bereich sauber. Tragen ein Hautdesinfektionsmittel auf, um Infektionen vorzubeugen. Halte die Stelle sauber und check in den nächsten Tagen auf Rötung oder Schwellung.
Wann solltet Ihr einen Arzt aufsuchen sollten:
Beobachte die Stichstelle auf Anzeichen einer Infektion, wie z. B. verstärkte Rötung, Schwellung, Wärme, Schmerzen oder Eiter. Wenn eines dieser Symptome auftritt oder Du Bedenken hast, wendet euch an Eure Kinderarztpraxis.
So lindert Ihr Juckreiz
Die Stichstelle der Zecke sollte möglichst nicht gekratzt werden. Kratzen und Reiben führt zu einer weiteren Verteilung des Speichels des Insekts.
Eine leichte Kühlung mit einem sauberen, feuchten Tuch hilft meist schnell und lindert anfängliche Schmerzen.
Obwohl Zwiebeln und Zitrone manchmal empfohlen werden, ist keines von beiden wissenschaftlich als wirksames Hausmittel nach einem Zeckenbiss anerkannt. Haltet Euch an evidenzbasierte Empfehlungen – entferne die Zecke umgehend und reinige und pflege die Wunde sorgfältig.
Juckreizstillende Sprays können Linderung verschaffen – lasst Euch in der Apotheke beraten und wähle eine für Kinder geeignetes Mittel.
Komplikationen
Zecken, insbesondere der Gemeine Holzbock, können verschiedene Krankheiten übertragen:
Die Lyme-Borreliose wird durch Bakterien verursacht und beginnt oft mit einem kreisrunden Hautausschlag um den Zeckenbiss, der sogenannten Wanderröte. Dieser Ausschlag, der einer Zielscheibe ähnelt, kann auch an anderen Körperstellen auftreten. Unbehandelt kann die Lyme-Borreliose das Nervensystem beeinträchtigen und Symptome wie brennende Nervenschmerzen oder Gelenkschmerzen verursachen. Früherkennung und Antibiotikabehandlung sind entscheidend, um schwerwiegende Komplikationen zu verhindern.
Die durch Zecken übertragene Enzephalitis (FSME) ist eine Virusinfektion, die eine Entzündung des Gehirns verursacht. Sie beginnt typischerweise mit grippeähnlichen Symptomen wie Fieber und Kopfschmerzen, die oft mit einer Erkältung verwechselt werden. In manchen Fällen kann sich etwa eine Woche später eine Entzündung des Gehirns und seiner Hirnhäute entwickeln, die zu schwerwiegenderen Symptomen wie Fieber, Übelkeit und neurologischen Problemen führt. Auch nach einer Behandlung können bleibende Folgen wie chronische Kopfschmerzen oder Lähmungen zurückbleiben. FSME kann durch eine Impfung verhindert werden.
Schutz und Prävention (Impfung)
Kleidung: Tragt langärmelige Kleidung und festes Schuhwerk, wenn Ihr in Gebiete unterwegs seit, in denen Zecken häufig vorkommen. Zecken gedeihen in hohem Gras und Büschen.
Insektenschutz: Darüber hinaus kann die Verwendung kinderfreundlicher Insektenschutzmittel mit DEET/Icaridin oder ätherischen Ölen einen gewissen Schutz bieten.
Körperkontrolle: Suche Dein Kind nach Aktivitäten im Freien gründlich auf Zecken ab, insbesondere im Haar.
Eine Impfung gegen FSME (FSME) wird dringend empfohlen, insbesondere für Personen, die in Risikogebieten leben oder dorthin reisen. Der Impfstoff besteht aus drei Dosen und bietet langfristigen Schutz vor dem Virus. Fragt in Eurer Kinderarztpraxis, ob eine FSME-Impfung empfohlen wird.
Identifizierung von Hochrisikobereichen
Informiere Dich über die Zeckenhäufigkeit in Eurer Region, und prüfe die aktuelle Karte.
Zeckenmythen – Was Eltern wissen sollten
Zecken können für Familien, die gerne Zeit im Freien verbringen, eine echte Sorge sein. Viele verbreitete Vorstellungen über diese winzigen Lebewesen sind jedoch irreführend. Lese mehr über verbreitete Mythen:
Mythos 1: Zecken fallen von Bäumen.
Fakt: Zecken springen oder fallen nicht von Bäumen. Sie klettern normalerweise etwa 1 bis 1,5 Meter hoch auf Gräser oder Sträucher und warten darauf, sich an einem vorbeikommenden Wirt festzuklammern.
Mythos 2: Zecken sind nur im Sommer ein Problem.
Fakt: Obwohl sie weniger aktiv sind, können manche Zecken den Winter überleben, indem sie sich in Laubstreu oder Tiernestern verstecken. Zecken werden bereits bei Temperaturen von 4–8 °C aktiv und sind in milderen Klimazonen fast das ganze Jahr über zu finden. Ihre Aktivität hängt mehr von Temperatur und Luftfeuchtigkeit als von der Jahreszeit ab.
Mythos 3: Hausmittel wie Öl, Alkohol oder Feuer helfen, Zecken zu entfernen.
Fakt: Die Anwendung von Öl, Alkohol oder Hitze kann die Zecke stressen und das Risiko einer Krankheitsübertragung erhöhen. Am sichersten lässt sich eine Zecke mit einer feinen Pinzette oder einem Zeckenzange entfernen, indem man sie langsam und gleichmäßig herauszieht.
Mythos 4: Jeder Zeckenstich führt zu einer Infektion.
Fakt: Nur ein kleiner Prozentsatz der Zecken überträgt Krankheiten wie Lyme-Borreliose oder FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis). Selbst dann ist für die Übertragung oft eine mehrstündige Anheftung der Zecke erforderlich.
Mythos 5: Zecken legen ihre Eier auf ihren Wirten ab.
Fakt: Zecken legen ihre Eier in der Umgebung ab, nicht auf dem Wirt. Dies geschieht normalerweise in Laubstreu, Gras oder ähnlichen geschützten Stellen.
Mythos 6: Zecken leben nur im Wald.
Fakt: Zecken sind in Parks, Gärten und in städtischen Grünflächen zu finden, überall dort, wo es Gras, Sträucher oder Laub gibt.
Mythos 7: Nach einem Zeckenstich sollten immer Antibiotika eingenommen werden.
Fakt: Eine vorbeugende Antibiotikagabe wird nicht routinemäßig nach jedem Zeckenbiss empfohlen. Besser ist es, die Bissstelle zu beobachten und bei Symptomen einen Arzt aufzusuchen.
Mythos 8: Entfernte Zecken sollten getestet werden, um festzustellen, ob Sie infiziert sind.
Fakt: Zecken können zwar getestet werden, ein positives Ergebnis bestätigt jedoch keine Infektion beim Menschen. Die Diagnose sollte sich auf Symptome und klinische Tests konzentrieren.
Mythos 9: Alle Zecken übertragen Borreliose.
Fakt: Nur bestimmte Arten, wie beispielsweise der Gemeine Hirschbock, können Borreliose übertragen. Andere Zeckenarten tragen andere Krankheitserreger.
5-35% der Zecken sind infiziert.
Mythos 10: Einen Zeckenstich spürt man immer.
Fakt: Zeckenstiche sind in der Regel schmerzlos, daher sind regelmäßige Körperkontrollen unerlässlich.
Mythos 11: Zeckenschutzmittel bieten vollständigen Schutz.
Fakt: Sprays können zwar die Anzahl der Zecken reduzieren, wirken aber in der Regel nur wenige Stunden. Regelmäßige Kontrollen sind notwendig.
Mythos 12: Zecken müssen herausgedreht werden.
Fakt: Drehen ist nicht notwendig und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Teile zurückbleiben. Ein gleichmäßiges, gerades Ziehen ist die beste Methode zum Entfernen.
Mythos 13: Gegen alle durch Zecken übertragenen Krankheiten kann man sich impfen lassen.
Fakt: Derzeit gibt es nur gegen FSME einen wirksamen Impfstoff. Borreliose erfordert gegebenenfalls eine Antibiotikabehandlung.
Externes Videomaterial
Nachfolgend sind zwei informative Videos von gesund.bund, einer seriösen offiziellen Website. Diese Videos enthalten professionelles Material, das wertvolle Einblicke in durch Zecken übertragene Krankheiten bietet.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Zecken zwar klein sind, die von ihnen ausgehenden Risiken jedoch erheblich sind. Wenn wir die richtigen Techniken zur Zeckenentfernung beherrschen, Symptome erkennen und vorbeugende Maßnahmen ergreifen, können wir das Risiko von durch Zecken übertragenen Krankheiten minimieren und den Aufenthalt im Freien sicher genießen.
05/2025
Ressourcen:
https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/FSME/Zecken/Zecken.html https://www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/fsme/?contrast=0 .
Kaiser R. Frühsommer-Meningoenzephalitis Prognose für Kinder und Jugendliche günstiger als für Erwachsene. Deutsches Ärzteblatt. 2004;101(33):C1822-C6.
Hansson ME, Orvell C, Engman ML, Wide K, Lindquist L, Lidefelt KJ, et al. Frühsommer-Meningoenzephalitis im Kindesalter: Selten oder übersehen? Fachzeitschrift für Pädiatrische Infektionskrankheiten. 2011;30(4):355-7. Epub 18.03.2011
Wittermann C, Izu A, Petri E, Gniel D, Fragapane E. Fünfjährige Nachuntersuchung nach der Erstimpfung gegen durch Zecken übertragene Enzephalitis bei Kindern. Vaccine 2015;33:1824-9.
Richardson M, Khouja C, Sutcliffe K. Interventionen zur Vorbeugung der Lyme-Borreliose beim Menschen: Eine systematische Übersichtsarbeit. Prev Med Rep 2019; 13:16–22. doi: 10.1016/j.pmedr.2018.11.004.