Sommerzeit – Infektzeit? Warum Kinder auch im Sommer häufiger krank sind, und was ist eigentlich die Sommergrippe?
- Johanna

- 18. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Juli
Wenn wir an den Sommer denken, sehen wir Sonne, Eis, Freibäder und barfüßige Kinder im Garten. Umso überraschender ist es, wenn genau in dieser Zeit plötzlich Fieber, Husten oder Durchfall auftreten. Kinderarztpraxen sehen jeden Sommer virale Infekte. Aktuell gerade häufiger. Warum ist das so? Und was hat es mit der sogenannten Sommergrippe auf sich?

Was ist eigentlich die Sommergrippe?
Die Sommergrippe ist kein medizinischer Fachbegriff, sondern ein umgangssprachlicher Ausdruck für eine virale Infektion, die vor allem in den warmen Monaten auftritt.
Anders als bei der „echten“ Grippe (Influenza), welche durch Influenza-Viern verursacht wird, handelt es sich bei der "Sommergrippe" um einen viralen Infekt, welche meist durch Enteroviren, gelegentlich auch durch Adeno- oder Rhinoviren, verursacht werden.
Diese Infektionen sind meist mild und selbstlimitierend, können je nach Virus auch mit Magen-Darm-Beschwerden, Hautausschlägen oder Halsschmerzen einhergehen, manchmal eine Mischung aus Erkältung und Bauchvirus.
Warum treten auch im Sommer Infekte auf?
Es gibt mehrere Gründe, warum es auch im Sommer zu viralen Infekten kommt:
Enteroviren vermehren sich besonders gut bei warmen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit.
Die Viren werden fäkal-oral, über Tröpfchen oder kontaminierte Oberflächen übertragen. Zum Beispiel beim Spielen, Wickeln oder in Freibädern.
Kinder haben in den Sommermonaten oft engen Kontakt zu anderen, in der Kita, im Urlaub, auf Spielplätzen.
Händewaschen und Hygiene werden unterwegs manchmal vernachlässigt, das führt zu einer schnelleren Ansteckung.
Typische Symptome der Sommergrippe bei Kindern
Je nach Virus und Alter des Kindes können unterschiedliche Beschwerden auftreten:
plötzliches oder schleichendes Fieber
Halsschmerzen, Schluckbeschwerden
Husten, Schnupfen
Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Müdigkeit
Bauchschmerzen, Übelkeit
gelegentlich Durchfall
seltener: Hautausschlag
Da Enteroviren auch den Magen-Darm-Trakt befallen können, ähneln viele Sommerinfekte einer Mischung aus Erkältung und Magen-Darm-Virus.
Wie du dein Kind am besten unterstützen kannst
Die beste Medizin bei Sommerinfekten ist oft das Einfachste: Ruhe, Zuwendung und ausreichend Flüssigkeit.
Achte auf:
ruhige Umgebung
viel trinken – Wasser, Tee, Brühe (besonders bei Fieber oder Durchfall)
leichte Kost – Zwieback, Banane, Suppe (wobei nach heutigen Empfehlungen, dein Kind aber auch alles Essen darf was es will. Es gibt keine Einschränkungen. Man ist froh wenn das Kind etwas isst)
Fieber, bei schlechtem Allgemeinzustand senken – z. B. mit Paracetamol oder Ibuprofen
gründliches Händewaschen, auch unterwegs, besonders vor dem Essen und nach dem Toilettengang
Nicht empfohlen:
Antibiotika, da bei Virusinfekten wirkungslos (nur bei bakteriellen Komplikationen sinnvoll)
Fieber zwanghaft senken. Fieber ist eine sinnvolle Immunreaktion und nicht automatisch behandlungsbedürftig.
Wann solltest du mit deinem Kind zum Arzt?
In folgenden Fällen solltest du ärztlichen Rat einholen:
hohes Fieber über mehr als 3 Tage - Kinder unter einem Jahr sollten bei über 38,5°C noch am selben Tag einen Arzt aufsuchen
>>> siehe auch: Fieber bei Kindern:
Teilnahmslosigkeit, ungewöhnliche Müdigkeit
Atemnot, pfeifende oder bellende Atmung
starker Durchfall oder Erbrechen
Trinkverweigerung, zu wenig Flüssigkeitsaufnahme
Hautausschlag mit Blasen oder Einblutungen
Krämpfe, Lähmungen, Reizbarkeit oder auffällige Schläfrigkeit
Häufige Sommerinfekte bei Kindern (neben der Sommergrippe)
1. Hand-Fuß-Mund-Krankheit
Symptome: Fieber, schmerzhafte Bläschen im Mund, an Händen und Füßen
Ansteckung: über Speichel, Bläscheninhalt, Stuhl
Verlauf: meist mild, aber sehr ansteckend
>>> siehe auch: HFM bei Kindern:
2. Lungenentzündung
3. Virusbedingte Halsentzündungen
4. Magen-Darm-Infekte
5. Bindehautentzündung
Symptome: gerötete, juckende, tränende Augen
Ansteckung: Schmierinfektion
>>> siehe auch: Bindehautentzündung bei Kindern:
Fazit: Ruhe bewahren und liebevoll begleiten
Die Sommergrippe und andere Sommerinfekte sind zwar unangenehm, aber meist harmlos. Was dein Kind jetzt am meisten braucht, ist Zuwendung, Geduld und ein ruhiger Rahmen. Achte auf Warnzeichen, unterstütze das Immunsystem durch Flüssigkeit, Ruhe und Nähe und gib deinem Kind Zeit, gesund zu werden.
Auch im Sommer gilt: regelmäßig Hände waschen, auf Hygiene achten – und kranke Kinder zu Hause behalten, um andere zu schützen.
Stand: 07/2025
Quellen:
M. H. Sawyer, 2002: Enterovirus infections: diagnosis and treatment. Seminars in Pediatric Infectious Diseases.
Минздрава России, V. Sergevnin, M. A. Tryasolobova. 2020. Summer seasonality of enterovirus infection incidence in population of different climatic zones and its causes. Medical alphabet.
M. Kieslich, D. Acconci, A. Berger, A. Jarisch, H. Böhles, M. Bollinger, G. Jacobi, P. Hernáiz Driever. 2002. [Diagnosis and outcome of neurotropic enterovirus infections in childhood]. Klinische Pädiatrie.
S. Böttcher, M. Panning. 2019. Enterovirus-Infektionen: Epidemiologie, Klinik und Diagnostik. Pädiatrie up2date.





